Boehle Heinrich von Kleist Stendhal Wahlverwandtschaft

Die Wahrheit ist … als Druckversion (PDF mit Abb. u. Fn. 4.624 KB)

Die Wahrheit ist … / The Truth is …

in: Hilmar Boehle. Skulpturen, Objekte und Performances von 1978 bis 2009, hrsg. von Ulrich Krempel, Kettler, Dortmund, 2015, S. 121-153.

Kapitel 5

In seiner Arbeit Die Wahrheit ist … von 1991 greift Boehle einen der berühmtesten Sätze Heinrich von Kleists auf. In dem ruhelosen deutschen Dramatiker und Erzähler, der an der Aufklärung genauso verzweifelte wie an der Romantik und der im literarischen Leben seiner Zeit nie richtig Fuß fassen konnte, weil er, von den maßgeblichen Eliten zurückgewiesen, zwischen allen Lagern stand, erkennt Boehle einen Wahlverwandten. Ein Panamahut hängt an der Wand, in dessen blaues Band er nicht nur eine zerzauste Vogelfeder steckt, sondern auch einen Papierstreifen. Auf ihm steht, in faksimilierter Handschrift, jener Satz, den Kleist am Tage seines Freitodes am 21. November 1811 an seine Halbschwester Ulrike schrieb: „Die Wahrheit ist, dass mir auf Erden nicht zu helfen war.“

„Die Schönheit ist nur ein Versprechen des Glückes.“ Mit dieser Formel, die ein anderer Schriftsteller jener Zeit, Stendhal, seinem Essay über die Liebe als Fußnote beigibt, ließe sich Boehles Werk wie mit einem Motto überschreiben. An diesem Glücksversprechen, das die Kunst formuliert, hielt er fest, auch bei zunehmendem Gegenwind.

Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Hilmar Boehle Kapitel V
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