Performance Avantgarde Autonomie Subjekt Subversion

Struktur und Wirkung in der Performance-Kunst als Druckversion (PDF mit Fn. 11.2 MB)

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Struktur und Wirkung in der Performance-Kunst

in: Grenzen der Karthasis in den modernen Künsten. Transformationen des aristotelischen Modells seit Bernays, Nietzsche und Freud, hrsg. von Martin Vöhler und Dirck Linck, Berlin/New York 2009, S. 199-230.

Kapitel II: Performance als künstlerische Form

Selbst wenn es der zeitgenössischen Wahrnehmung häufig gegenteilig erschien, war die Performance-Kunst nicht das Andere der modernen Kunst, sondern mit dieser auf vielfältige Weise verbunden, sei es durch die Radikalisierung von avantgardistischen Ansätzen des 19. und 20. Jahrhunderts, sei es durch die absichtsvolle Negierung der bisherigen Grundlagen künstlerischen Selbstverständnisses. Gerade die drastischen unter den Performances waren nur innerhalb jener Autonomie möglich, die sich die Kunst im 19. Jahrhundert erstritten hatte, und die jenes freigesetzte Künstlersubjekt hervorbrachte, das die widerstreitenden Kräfte der Gesellschaft in Form zu setzen versprach und sich zugleich aus eben dieser Gesellschaft ausgeschlossen empfand. Während die Performance-Kunst nur innerhalb eines solcherart autonomisierten künstlerischen Feldes entstehen konnte, zielte sie es zugleich darauf, das Autonomiekonzept zu unterlaufen, nicht zuletzt um sichtbar zu machen, daß Autonomie weniger als Freiheit, sondern vielmehr als eine andere Form repressiver Normierung zu begreifen war: als Sanktionierung künstlerischer Freiheit unter der Bedingung, daß die Kunst den ihr zugestandenen Bereich nicht überschreite. Performances übertrugen nicht-künstlerische und häufig banale Handlungen in die Domäne der Kunst, wodurch sich die Semantik, Syntax und Pragmatik dieser Handlungen grundlegend wandelte. Die Differenz zwischen der Alltagshandlung und derselben Handlung als Kunst erwies sich als Unterschied ums Ganze – als Unterschied, der auch die Wirkung der Performance-Handlungen entscheidend prägte.

Kapitel I: Eine Kunst in ihrer Zeit
Punkt Performance Kapitel II: Performance als künstlerische Form
Pfeil Performance Kapitel IIa: Zwischen bildender Kunst und Theater
Kapitel IIb: Der Betrachterbezug von Performances
Kapitel IIc: Performer versus Schauspieler
Kapitel IId: Das Ende einer Performance
Kapitel III: Katharsis und Kritik
Kapitel IV: Resümee
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